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ISO 9001: Die Bedeutung der Lieferantenbewertung

Eine gleichbleibend gute Qualität der Produkte und Dienstleistungen ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg eines Unternehmens. Um dies zu erreichen, arbeiten Unternehmen oft mit Lieferanten zusammen, die wichtige Komponenten, Materialien oder Dienstleistungen liefern oder bereitstellen. Die Aufrechterhaltung der gewünschten Qualität über die gesamte Lieferkette hinweg kann jedoch eine Herausforderung darstellen. 

In diesem Blog-Beitrag werden wir uns anschauen, wie die ISO 9001 uns bei dieser Aufgabe hilft. Am Ende des Beitrages können Sie eine Vorlage für die Dokumentation der Lieferantenbewertung kostenlos herunterladen. 

Inhaltsverzeichnis

Die Lieferantenbewertung ist ein wesentlicher Bestandteil des Qualitätsmanagements und bezieht sich auf die Bewertung der Leistung von Lieferanten anhand von vordefinierten Kriterien. Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Lieferanten den Anforderungen des Unternehmens entsprechen und qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen bereitstellen. Die ISO 9001 legt fest, dass Unternehmen Maßnahmen ergreifen müssen, um die Leistung ihrer Lieferanten zu überwachen und zu bewerten. Diese Maßnahmen müssen dokumentiert und regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie effektiv sind.

Kriterien Lieferantenbewertung

Die Rolle der Lieferantenbewertung im Qualitätsmanagement

Die Lieferantenbewertung umfasst verschiedene Kriterien wie beispielsweise die Qualität der gelieferten Produkte, die Einhaltung von Lieferterminen, die Zuverlässigkeit und die Flexibilität des Lieferanten. Diese Kriterien werden in einem Bewertungssystem erfasst und bewertet. Die Bewertung kann in Form von Punkten, Noten oder Kategorien erfolgen.

Die Lieferantenbewertung ist auch ein wichtiger Bestandteil der Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001. Die Zertifizierung fordert die Steuerung von externen bereitgestellten Produkten und Dienstleistungen. Hierzu gehört auch die Bewertung und Auswahl von Lieferanten. Ein gutes Lieferantenmanagement und eine regelmäßige Lieferantenbewertung sind somit ein wesentlicher Bestandteil eines erfolgreichen Managementsystems.

Welche Methoden gibt es zur Lieferantenbewertung?

  1. Leistungsindikatoren (KPIs): Die Verwendung von Leistungsindikatoren wie Lieferzeit, Lieferzuverlässigkeit, Produktqualität, Kosten und Kommunikationseffizienz kann dazu beitragen, die Leistung eines Lieferanten objektiv zu bewerten.

  2. Scorecard-Bewertung: Unternehmen können Scorecards erstellen, in denen sie verschiedene Aspekte der Lieferantenleistung bewerten und Punkte vergeben. Dies ermöglicht eine leicht verständliche und vergleichbare Bewertung.

  3. Lieferanten-Audit: Ein Lieferanten-Audit ist eine umfassende Überprüfung der Geschäftsprozesse und -praktiken eines Lieferanten. Es kann vor Ort durchgeführt werden und bietet detaillierte Einblicke in die Leistung und die Einhaltung von Qualitätsstandards.

  4. Total Cost of Ownership (TCO): Die TCO-Methode berücksichtigt nicht nur die offensichtlichen Kosten für die Beschaffung von Produkten oder Dienstleistungen, sondern auch versteckte Kosten wie Lagerung, Transport, Qualitätssicherung und Wartung. Dies ermöglicht eine ganzheitliche Kostenbewertung.

  5. Lieferantenbewertung durch Benchmarking: Durch den Vergleich der Leistung eines Lieferanten mit der von Wettbewerbern oder Branchenstandards kann eine objektive Bewertung erfolgen.

  6. Qualitätsmanagement-Systeme: Unternehmen können Qualitätsmanagement-Systeme wie ISO 9001 nutzen, um die Lieferantenqualität zu bewerten und sicherzustellen, dass die Lieferanten den internationalen Qualitätsstandards entsprechen.

  7. Risikobewertung: Die Identifizierung und Bewertung von Risiken im Zusammenhang mit einem Lieferanten, wie finanzielle Stabilität, politische Stabilität in ihrem Herkunftsland oder Produktionsprozesse, kann dazu beitragen, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen.

  8. Lieferantenbeziehungsmanagement (Supplier Relationship Management, SRM): Eine kontinuierliche Überwachung und Pflege der Lieferantenbeziehung kann dazu beitragen, die Kommunikation und die Zusammenarbeit zu verbessern, was sich positiv auf die Lieferantenleistung auswirken kann.

  9. Kundenfeedback: Das Einholen von Feedback von internen Abteilungen oder Endkunden kann wertvolle Informationen zur Lieferantenleistung liefern.

Ablauf Lieferantenbewertung

Kriterien für die Lieferantenauswahl

Die Auswahl von Lieferanten sollte auf der Grundlage von objektiven Kriterien erfolgen, die auf die spezifischen Anforderungen des Unternehmens und der Kunden abgestimmt sind. Dazu können Kriterien wie Produktqualität, Lieferzuverlässigkeit, Preis, Servicequalität, Umweltverträglichkeit, Flexibilität und finanzielle Stabilität gehören.

Diese Bewertung kann auf der Grundlage von Fragebögen, Audits und Leistungsüberwachung erfolgen. Die Bewertungskriterien sollten klar definiert sein und auf die Anforderungen des Unternehmens und der Kunden abgestimmt werden. 

  1. Preis und Kosten

    • Wettbewerbsfähige Preise und Kosten im Vergleich zu anderen Anbietern.
    • Transparente Preisstruktur und Kostenaufstellung.
  2. Qualität und Zuverlässigkeit:

    • Nachweisliche Produkt- oder Dienstleistungsqualität.
    • Historische Zuverlässigkeit in Bezug auf Liefertermintreue und Produktkonformität.
  3. Lieferfähigkeit:

    • Kapazitäten und Ressourcen des Lieferanten zur Bewältigung Ihres Bedarfs.
    • Lagerbestände und Fähigkeit zur schnellen Anpassung an Änderungen in der Nachfrage.
  4. Technische Fähigkeiten und Know-how:

    • Expertise des Lieferanten in Bezug auf Ihre spezifischen Anforderungen oder Branchenstandards.
    • Innovationsfähigkeit und Bereitschaft zur Zusammenarbeit bei technischen Herausforderungen.
  5. Erfahrung und Referenzen:

    • Historische Erfolgsbilanz und Erfahrung des Lieferanten in Ihrer Branche.
    • Referenzen und Empfehlungen von anderen Kunden.
  6. Finanzielle Stabilität:

    • Solide finanzielle Lage und Bonität des Lieferanten.
    • Finanzkennzahlen wie Verschuldungsgrad und Rentabilität.
  7. Logistik und Lieferkette:

    • Effiziente Logistik- und Lieferkettenprozesse des Lieferanten.
    • Fähigkeit zur internationalen Lieferung, falls erforderlich.
  8. Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung:

    • Umweltauswirkungen und Nachhaltigkeitsinitiativen des Lieferanten.
    • Einhaltung ethischer und sozialer Standards.
  9. Kommunikation und Zusammenarbeit:

    • Effektive Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem Lieferanten.
    • Offenheit für Feedback und gemeinsame Problemlösung.
  10. Risikomanagement:

    • Bewertung potenzieller Risiken im Zusammenhang mit dem Lieferanten, wie politische Instabilität oder Rohstoffknappheit.
    • Notfallpläne und Strategien zur Risikominimierung.
  11. Vertragsbedingungen und Garantien:

    • Klare und faire Vertragsbedingungen, einschließlich Zahlungsbedingungen und Gewährleistungen.
    • Flexibilität in Bezug auf Vertragsanpassungen.
  12. Ethik und Compliance:

    • Einhaltung gesetzlicher und regulatorischer Anforderungen.
    • Keine Beteiligung an unethischen Praktiken oder Korruption.

Was sind die Kennzahlen für eine erfolgreiche Lieferantenbewertung?

  1. Lieferzuverlässigkeit:
    1. Liefertermintreue: Prozentualer Anteil der Lieferungen, die pünktlich oder zu spät erfolgen.
    2. Lieferverzögerungen: Durchschnittliche Verspätungsdauer der Lieferungen.
  2. Produktqualität:
    1. Ausschussrate: Prozentsatz fehlerhafter oder abgelehnter Produkte oder Dienstleistungen.
    2. Reklamationen: Anzahl der Kunden- oder internen Beschwerden bezüglich Produktqualität oder Dienstleistung.
  3. Kosten:
    1. Gesamtkosten: Gesamtkosten für die Beschaffung von Produkten oder Dienstleistungen, einschließlich versteckter Kosten (TCO – Total Cost of Ownership).
    2. Preisstabilität: Stabilität der Preise über einen bestimmten Zeitraum.
  4. Kommunikation und Reaktionszeit:
    1. Reaktionszeit auf Anfragen: Durchschnittliche Zeit, die der Lieferant benötigt, um auf Anfragen oder Probleme zu reagieren.
    2. Kommunikationsqualität: Bewertung der Qualität der Kommunikation zwischen Lieferant und Kunde.
  5. Lieferantenaudit-Ergebnisse:
    1. Ergebnisse von Lieferantenaudits hinsichtlich Qualitäts- und Prozesskonformität.
    2. Einhaltung von Qualitäts- und Sicherheitsstandards (z.B. ISO-Zertifizierung).
  6. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit:
    1. Fähigkeit des Lieferanten, sich an Änderungen in den Anforderungen oder Bedingungen anzupassen.
    2. Lieferantenreaktionsfähigkeit auf unerwartete Ereignisse oder Störungen in der Lieferkette.
  7. Innovationsfähigkeit:
    1. Vorschläge oder Ideen des Lieferanten zur Verbesserung von Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen.
    2. Fähigkeit des Lieferanten zur Innovation und Produktentwicklung.
  8. Finanzielle Stabilität:
    1. Finanzkennzahlen des Lieferanten, wie Liquidität, Verschuldungsgrad und Rentabilität.
    2. Bonitätsbewertung und Risikoeinschätzung.
  9. Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung:
    1. Umweltauswirkungen der Lieferkette.
    2. Einhaltung von ethischen Standards und sozialen Verantwortlichkeiten.
  10. Kundenzufriedenheit:
    1. Feedback und Bewertungen der internen Kunden oder Endkunden in Bezug auf die Lieferantenleistung.
Lieferantenbewertung durchführen

Prozesse und Maßnahmen zur Lieferantenbewertung

Die Lieferantenbewertung sollte regelmäßig durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Lieferanten die Anforderungen des Unternehmens und der Kunden erfüllen. 

Zu den Maßnahmen, die das Unternehmen ergreifen kann, um sicherzustellen, dass die Lieferanten die Anforderungen erfüllen, gehören die Steuerung der Lieferkette, die Kontrolle der gelieferten Produkte und Dienstleistungen, die Dokumentation von Reklamationen und die Kommunikation mit den Lieferanten.

Das Lieferantenmanagement sollte auch Risiken im Zusammenhang mit der Lieferantenleistung identifizieren und Maßnahmen zur Risikominimierung ergreifen. Das Unternehmen sollte sicherstellen, dass es eine klare Kommunikation mit den Lieferanten gibt und dass sie in den Prozess der kontinuierlichen Verbesserung des Qualitätsmanagementsystems einbezogen werden.

Die Rolle des Auditors und der Auditbericht

Im Rahmen der Lieferantenbewertung spielt der Auditor eine wichtige Rolle. Der Auditor ist dafür verantwortlich, die Lieferanten zu bewerten und sicherzustellen, dass sie den Anforderungen entsprechen. Der Auditbericht ist ein wichtiger Bestandteil der Lieferantenbewertung. Der Auditbericht enthält alle Informationen, die während des Audits gesammelt wurden, einschließlich der Ergebnisse der Bewertung und der Empfehlungen des Auditors.

Kennzahlen Lieferantenbewertung

Zukunftsperspektiven

Die ISO 9001-Zertifizierung und die damit verbundene Lieferantenbewertung werden in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Die Logistikbranche und die globalen Lieferketten werden sich verändern und die Anforderungen werden steigen. 

Um zukünftig weiterhin erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen eine sichere und verlässliche Lieferkette aufbauen. Das beinhaltet nicht nur die Auswahl, Qualifizierung und Bewertung von Lieferanten, sondern auch den Aufbau von Zweitlieferanten um mögliche Risiken zu minimieren. 

Kostenlose Vorlage für die Dokumentation einer Lieferantenbewertung

Unter dem folgenden Link können Sie eine kostenlose Vorlage für die Dokumentation einer Lieferantenbewertung herunterladen:

Vorlage Lieferantenbewertung excel

Häufig gestellte Fragen

  1. Leistungsindikatoren (KPIs)
  2. Scorecard-Bewertung
  3. Lieferanten-Audit
  4. Total Cost of Ownership (TCO)
  5. Lieferantenbewertung durch Benchmarking
  6. Qualitätsmanagement-Systeme
  7. Risikobewertung
  8. Lieferantenbeziehungsmanagement (Supplier Relationship Management, SRM)
  9. Kundenfeedback

Die Nutzwertanalyse ist eine Methode zur Bewertung von Alternativen, bei der die Kriterien gewichtet und bewertet werden. Bei der Lieferantenbewertung kann die Nutzwertanalyse dabei helfen, die verschiedenen Lieferanten anhand der vorab definierten Kriterien zu bewerten und somit eine Entscheidung zu treffen. Die Nutzwertanalyse kann auch dazu beitragen, die Bewertung objektiver zu gestalten und die Entscheidungsfindung zu erleichtern.

  1. Lieferzuverlässigkeit
  2. Produktqualität
  3. Kosten
  4. Kommunikation und Reaktionszeit
  5. Lieferantenaudit-Ergebnisse
  6. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
  7. Innovationsfähigkeit
  8. Finanzielle Stabilität
  9. Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung
  10. Kundenzufriedenheit

Die ISO 9001 fordert keine spezifischen Lieferantenaudits, jedoch können sie als Teil der Lieferantenbewertung durchgeführt werden. Bei einem Lieferantenaudit wird der Lieferant vor Ort besucht und geprüft, ob er den Anforderungen des Unternehmens entspricht. Dabei können beispielsweise die Produktionsbedingungen, die Qualitätssicherung oder auch die Arbeitsbedingungen geprüft werden. Die Durchführung und Bewertung von Lieferantenaudits sollte im Vorfeld genau definiert werden, um eine objektive Bewertung sicherzustelle

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